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Schulte, T.L.* ; Nekolla, E.A.* ; Wick, R.R.

Langzeituntersuchung zum Risiko maligner Erkrankungen nach intravenöser Behandlung des Morbus Bechterew mit Radium-224.

Strahlenther. Onkol. 185, 549-556 (2009)
DOI PMC
Open Access Green möglich sobald Postprint bei der ZB eingereicht worden ist.
Hintergrund und Ziel: Ab Ende der 40er Jahre bis 2005 war die Behandlung des Morbus Bechterew mit intravenös appliziertem Radium-224 (224Ra) ein im deutschsprachigen Raum übliches Therapieverfahren. In dieser Langzeituntersuchung wurde das Risiko maligner Erkrankungen nach intravenöser Behandlung des Morbus Bechterew mit 224Ra ermittelt. Patienten und Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Langzeit-Nachbeobachtungsstudie wurden 1 471 Patienten untersucht, die zwischen 1948 und 1975 zur Therapie eines Morbus Bechterew intravenöse Injektionen von 224Ra erhalten hatten. Als Vergleich diente eine Kontrollgruppe von 1 324 Bechterew-Patienten, die weder mit 224Ra noch mit Röntgenstrahlen behandelt worden waren. Mit Hilfe standardisierter Fragebögen wurde der Gesundheitszustand der Patienten abgefragt. Die Anzahl registrierter maligner Fälle wurde mit jener der Kontrollgruppe sowie mit Erwartungswerten einer Normalpopulation verglichen. Ergebnisse: Nach einem Nachbeobachtungszeitraum von 26 Jahren liegen in der Expositionsgruppe bei 1 006 Patienten gesicherte Todesursachen vor (Kontrollgruppe: 1 072 Patienten). Unter den mit 224Ra behandelten Patienten zeigten sich im Unterschied zur Kontrollgruppe signifikant erhöhte Inzidenzraten für myeloische Leukämien (zwölf beobachtete Fälle vs. 2,9 erwartete Fälle; p < 0,001), Nierenkarzinome (18 vs. 9,1 Fälle; p < 0,01), Schilddrüsenkarzinome (vier vs. 1,2 Fälle; p = 0,03) sowie grenzwertig signifikant erhöhte Inzidenzraten für maligne Tumorerkrankungen des weiblichen Genitaltrakts (zehn vs. 5,6 Fälle; p = 0,06). Die Häufigkeiten maligner Tumoren der Lunge und des Magen-Darm-Trakts waren nicht erhöht. Lymphatische Leukämien (Expositionsgruppe: acht vs. 2,7 Fälle; p < 0,01; Kontrollgruppe: sieben vs. drei Fälle; p = 0,03) traten sowohl in der Expositions- als auch in der Kontrollgruppe gehäuft auf, wobei in beiden Gruppen insbesondere die Rate an chronisch-lymphatischer Leukämie erhöht war. Schlussfolgerung: Die Therapie des Morbus Bechterew mittels 224Ra hat zu erhöhten Häufigkeiten myeloischer Leukämien sowie maligner Tumoren der Nieren, Schilddrüse und des weiblichen Genitaltrakts geführt. Obwohl diese Therapie mittlerweile nicht mehr durchgeführt wird, sollten behandelte Patienten weiterhin nachuntersucht werden.
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Publikationstyp Artikel: Journalartikel
Dokumenttyp Wissenschaftlicher Artikel
Korrespondenzautor
Schlagwörter Morbus Bechterew; Radium-224; Nachbeobachtungsstudie; Strahlenrisiko; Tumor; Maligne Erkrankung; Langzeitfolge
ISSN (print) / ISBN 0179-7158
e-ISSN 1439-099X
Quellenangaben Band: 185, Heft: 9, Seiten: 549-556 Artikelnummer: , Supplement: ,
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Begutachtungsstatus Peer reviewed