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Scherb, H. ; Sperling, K.*

Heutige Lehren aus dem Reaktorunfall von Tschernobyl.

Naturwiss. Rundsch. 64, 229-239 (2011)
Die Beurteilung der medizinischen Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl basierte auf einer großen epidemiologischen Untersuchung, in der die Auswirkungen der Atombombenabwurfs auf Japan analysiert wurden. Beide Ereignisse unterscheiden sich jedoch grundlegend: In Japan war es eine akute, externe Exposition einer umschriebenen Bevölkerungsgruppe, im Falle des Reaktorunfalls von Tschernobyl handelte es sich i.a. um eine protrahierte Exposition als Folge externer Bestrahlung als auch der Inkorporation von Radionukliden unterschiedlicher Halbwertszeit und Verteilung im Körper, der große Bevölkerungsgruppen in Europa und Teilen Asiens ausgesetzt waren. Hier zeigen wir, dass die Zunahme von Chromosomenanomalien, Totgeburten, bestimmter Fehlbildungen und Krebs sowie die Verschiebung im Geschlechtsverhältnis in Deutschland und anderen Ländern Europas durch die Annahme einer extrem empfindlichen Entwicklungsphase um den Zeitpunkt der Konzeption herum „erklärt“ werden kann. Bereits natürlicherweise sind die betreffenden genetischen und epigenetischen Prozesse verantwortlich dafür, dass mehr als die Hälfte der frühen Embryonen abstirbt. Geringe Dosen ionisierender Strahlen können diesen Effekt offensichtlich verstärken. In der Öffentlichkeit hat bei uns eine grundlegende Neubewertung der Kernenergie eingesetzt. Auch in der Wissenschaft hat ein Umdenken hinsichtlich der medizinischen Risikoabschätzung begonnen - 25 Jahre nach Tschernobyl.
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Publikationstyp Artikel: Journalartikel
Dokumenttyp Wissenschaftlicher Artikel
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ISSN (print) / ISBN 0028-1050
Quellenangaben Band: 64, Heft: 5, Seiten: 229-239 Artikelnummer: , Supplement: ,
Verlag Wiss. Verl.-Ges.
Nichtpatentliteratur Publikationen
Begutachtungsstatus Peer reviewed