Hintergrund: Neuere empirische Arbeiten betonen, dass Merkmale des kleinräumigen Kontexts einen bedeutsamen und möglicherweise zunehmenden Einfl uss auf individuelle Gesundheit besitzen. Bisher fehlt es jedoch an einem einheitlichen Erklärungsmodell, welches die verschiedenen Arten solcher Merkmale integriert und als ein Zusammenspiel mit individuellen Merkmalen sozialer Ungleichheit konzeptualisiert. Methodik: Review theoretischer Arbeiten zum Zusammenhang von Lebenslage und Gesundheit sowie der bisherigen Modellvorschläge zum gesundheitlichen Einfl uss von Merkmalen des kleinräumigen Kontexts. Ergebnisse: Mit dem vorliegenden Artikel unterbreiten wir einen Vorschlag für ein Erklärungsmodell zur gesundheitlichen Bedeutung des kleinräumigen Kontexts. Dieses Modell konzeptualisiert den Wohnort von Individuen oder Familien als eine Dimension sozialer Ungleichheit, deren gesundheitliche Wirkung über die der Region und der Nachbarschaft innewohnenden Ressourcen und Belastungen vermittelt wird. Schlussfolgerung: Das beschriebene Erklärungsmodell bietet eine Orientierung für zukünftige empirische Untersuchungen und liefert eine Diskussionsgrundlage zur gesundheitlichen Relevanz des kleinräumigen Kontexts.