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Vogel, B. ; Schunk, M. ; Lack, N.* ; Mielck, A.

Ermittlung von Stadtgebieten mit hohem Bedarf an Frühen Hilfen in München: Vorstellung eines neuen Verfahrens auf Basis von Daten zur regionalen Sozialstruktur und zum gesundheitlichen Risiko von Neugeborenen.

Gesundheitswesen 75, 131-138 (2013)
DOI
Open Access Green as soon as Postprint is submitted to ZB.
Hintergrund: In Deutschland sind körperliche Bestrafungen und seelische Verletzungen zur Maßregelung von Kindern rechtlich verboten. Bei Verstößen gegen diese Verbote kommt es bei den Kindern häufig zu großen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Frühe Hilfen sind präventiv ausgerichtete Unterstützungs- und Hilfsmaßnahmen für Familien in belasteten Lebenslagen; sie sollen vor allem die Chancen für ein gesundes Aufwachsen der Kinder verbessern. Mithilfe re­gionaler Bedarfs-Karten lässt sich aufzeigen, in welchen (Stadt-)gebieten der Bedarf an Frühen Hilfen besonders groß ist. Sie können daher einen wichtigen Beitrag leisten zur Fokussierung der Frühe Hilfe - Angebote auf die Familien mit besonders großem Bedarf. Methode: Die hier vorgestellte Methode zur Analyse des regionalspezifischen Bedarfs für Frühe Hilfen basiert auf dem folgenden Verfahren: (a) Suche nach Daten zur Erfassung der Prädiktoren für kindliche Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch und Abbildung dieser Daten auf die Postleitzahlgebiete in München; (b) Bildung des Summenscores ‚Anzahl der Prädiktoren, die auf erhöhten Bedarf an Frühen Hilfen schließen lassen‘; (c) Einteilung der Postleitzahlgebiete auf Basis dieses Summenscores; (d) kartografische Darstellung der regionalen Verteilung. Ergebnisse: Nach Prüfung der für München verfügbaren Daten konnten auf Ebene der Postleitzahlgebiete 5 Variablen zur Erfassung des regional-spezifischen Bedarfs an Frühen Hilfen definiert werden: Kaufkraftindex, Anteil der Personen mit Hauptschulabschluss, Anteil der Personen mit Migrationshintergrund, Anteil alleinstehender Mütter, Anteil der Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 2 500 g. Wird ‚besonders hoher Bedarf an Frühen Hilfen‘ definiert als ‚oberes Quintil der Verteilung bei 3, 4 oder 5 Variablen‘, dann wäre pro Jahr ein Versorgungsbedarf bei insgesamt 1 087 Neugeborenen vorhanden (d. h. bei ca. 10% aller Neugeborenen in München). Schlussfolgerung: Die Angebote der Frühen Hilfen sollten so wenig stigmatisierend sein wie möglich und vor allem die Personen erreichen, bei denen der Bedarf besonders groß ist. Wenn nicht alle Familien in der gesamten Kommune erreicht werden können, dann ist eine Fokussierung auf die Stadtgebiete sinnvoll, in denen besonders viele Familien mit Hilfebedarf wohnen. Eine wissenschaftlich begründete Methode zur Erstellung derartiger Bedarfs-Karten war u. E. jedoch bislang noch nicht vorhanden. Das hier vorgeschlagene Verfahren sollte methodisch weiterentwickelt werden. Es ist flexibel zu handhaben und leicht auf andere Kommunen zu übertragen.
Background: In Germany, it is forbidden by law to physically punish children or to harm them mentally. Breaking these rules can result in severe health problems for the children. Home visiting programmes for families with young children are aimed at supporting young families who are facing large social problems, and at enhancing the chances of their children to grow up in a healthy way. Maps showing the regional distribution of the need for these home visiting programmes could be an important tool for local health policy planning. They could help to focus the resources on those families who are in greatest need. Methods: The method proposed here for developing such a regional map is based on the following steps: (a) search for data that indicate the potential for child neglect, maltreatment or abuse, and that are available for each zip code in the city of Munich, Germany; (b) based on these data, calculation of a summary score that could indicate high need for these home visits; (c) grouping of the zip code areas according to this score; (d) presentation of the regional distribu­tion in a map. Results: After inspecting different data sources, we could identify 5 variables that could indicate the need for these home visits and that are available for each zip code: index of purchasing power, percentage of the population with low education, percentage of the population with migration background, percentage of single mothers, percentage of new-borns with low birth weight.
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Publication type Article: Journal article
Document type Scientific Article
Corresponding Author
Keywords frühe Hilfen; München; regionale Verteilung; home visits; young children; Munich; regional distribution
ISSN (print) / ISBN 0941-3790
e-ISSN 1439-4421
Quellenangaben Volume: 75, Issue: 10, Pages: 131-138 Article Number: , Supplement: ,
Publisher Thieme
Non-patent literature Publications
Reviewing status Peer reviewed