Einleitung: Der Anstieg der Prävalenz der Adipositas und des adipositasbasierten Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland entwickelt sich aufgrund der psychischen und physischen Folgeerkrankungen zu einem großen gesundheitspolitischen Problem. Das Ziel dieses Artikels ist es, die Anzahl der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen mit und ohne DMT2 und die derzeitigen (Jahr 2003) und zukünftigen Kosten für das Gesundheitssystem in Deutschland zu schätzen. Methode: Die Daten zu den Krankheitskosten im Erwachsenenalter und zur Prävalenz der Adipositas im Kindes- und Jugendalter sind englischen und deutschen wissenschaftlichen Fachzeitschriften sowie einer umfassenden Internetrecherche entnommen. Die Kosten zur Adipositas und des DMT2 im Kindes- und Jugendalter basieren auf dem Top-Down-Ansatz und auf der Prävalenzmethode. Diese direkten Kosten wurden mittels aggregierter statistischer Daten (ICD 10: Adipositas E65 - 68; DMT2 E11) verschiedener wissenschaftlicher Publikationen und mithilfe von Telefoninterviews ermittelt. Außer der Erkrankung DMT2 wurden weitere Folgeerkrankungen der Adipositas in diesen Kostenberechnungen vernachlässigt. Ergebnisse: Im Jahr 1999 waren in Deutschland eigenen Berechnungen zufolge 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche übergewichtig und 594 000 Kinder und Jugendliche in der Altersgruppe von fünf bis 17 Jahren adipös. Die höchsten Prävalenzwerte wurden in der Altersgruppe der 14- bis 17-Jährigen ermittelt. Die Prävalenz bei Übergewicht stieg hier von 8,9 % im Jahr 1994 auf 15,7 % im Jahr 1999 und bei Adipositas im Zeitraum von 1994 bis 1998 von 10,1 % auf 13,1 % an. Die Prävalenz des DMT2 liegt bei adipösen Kindern und Jugendlichen ungefähr bei 1 %. Die Kosten, die dem Gesundheitssystem durch diese Veränderungen und durch den erhöhten BMI-Index von Kindern und Jugendlichen entstehen, betrugen 2003 insgesamt rund 44 Millionen €, mit 36,4 Millionen € für die Rehabilitation, 3,6 Millionen € für den Krankenhausaufenthalt und 3,9 Millionen € für spezielle ambulante Programme für adipöse Kinder. Die Kosten für den bei Kindern und Jugendlichen diagnostizierten DMT2 betrugen im Jahr 2003 1,4 Mio. €. Die durchschnittlichen Kosten für medizinische Behandlungen eines adipösen Kindes in der Altersgruppe von 5 bis 20 Jahren betrugen 2003 im Mittel 3484 € und circa 8539 € pro behandeltes adipöses Kind mit DMT2. Die inkrementellen Kosten liegen dementsprechend bei 2489 € oder 7544 € im Vergleich zu den durchschnittlichen Krankheitskosten eines Kindes in Deutschland. Die zukünftigen jährlichen attributablen Kosten allein für die Behandlung der Fettleibigkeit der hier beschriebenen Kohorte von bis zu 6,4 Millionen € für das Gesundheitssystem entsprechen 7,3 bis 10,1 % der gesamten adipositasbasierten Kosten, die auch alle weiteren Kosten der Komorbiditäten mit einschließen. Die zukünftigen jährlichen Kosten des adipositasinduzierten DMT2 von bis zu 17,3 Millionen € (ohne diabetesbedingte Folgeerkrankungen) und von bis zu 92,1 Millionen € (inklusive diabetesinduzierte Folgeerkrankungen) machen einen Anteil von 7,0 bis 55,6 % an den gesamten adipositasinduzierten Kosten inklusive der Kosten aller adipositasassoziierten Folgeerkrankungen aus. Schlussfolgerungen: Adipositas und DMT2 im Kindes- und Jugendalter sind schnell zunehmende Erkrankungen, die aufgrund der Folgeerkrankungen große Kostentreiber für das Gesundheitssystem darstellen. Die Datenlage über die Kosten der Adipositas und des adipositasbasierten DMT2 sind sehr rudimentär, und weitere Forschungs- und Interventionsprogramme, die diese Krankheiten untersuchen und eventuell dagegen angehen, scheinen notwendig zu sein, um eine öffentliche Gesundheitskrise zu verhindern. Die Herausforderung für die Gesundheitspolitik ist es, die effektivsten und effizientesten Präventionsmaßnahmen zu identifizieren.
Purpose: Obesity and type 2 diabetes mellitus (T2 DM) among children have increased in the last years and developed into a major public health problem in Germany. Obesity and T2 DM are important causes of morbidity among young people associated with high costs for the health system. The objective of this paper is to estimate the number of obese and diabetic children and adolescents and the associated economic burden of illness in Germany now (2003) and in the future. Methods: Cost assessments of obesity in adulthood and studies of obese children in Germany are based on English and German scientific publications and internet sources. Cost calculations are based on the top-down approach and the prevalence method. Direct costs of illness are derived from aggregate statistical data (ICD 10: obesity E 65 - 68; T2 DM E 11) and various scientific publications and telephone interviews. Except for T2 DM, other comorbidities of obesity are neglected in this analysis. Results: In 1999, 1.3 million children were overweight and 594 000 were obese in Germany. The highest prevalence of obesity was in children aged 14 to 17 years. The prevalence for overweight children has risen from 8.9 % to 15.7 % and for obese children from 10.1 % to 13.1 % over the period from 1994 to 1999/1998. Approximately 1 % of these were type 2 diabetics. During 2003, the mean annual direct costs of obesity were € 44 million, with € 36.4 million for rehabilitation, € 3.6 million for hospital care and € 3.9 million for special medical programs. The costs of juvenile T2 DM were € 1.4 million (hospital care and rehabilitation). Mean costs per treated obese child added up to € 3484.00 and to € 8539.00 per treated obese child with T2 DM. The incremental costs are € 2489.00 for obese children and € 7544.00 for obese children with T2 DM compared to the average costs of illness of a child aged 5 to 20 years in Germany. Future annual attributable costs of obesity could be up to € 6.4 million, 7.3 - 10.1 % of all obesity costs and for T2 DM up to € 17.3 million (without T2 DM comorbidities) and € 92.1 million (inclusive of all T2 DM comorbidities), 7.0 - 55.6 % of all obesity costs. Conclusions: Obesity and T2 DM are rapidly emerging as major disorders of childhood and adolescence and as important cost drivers for the health system. Due to the lack of data, there is a need for further research in the costs of obesity and T2 DM among children and for studies on suitable interventions to obviate a major public health crisis in Germany. The challenge for health policy is to identify effective and efficient prevention strategies.